Nicht auszurotten ist die Diskussion um den Tanz im Gottesdienst, die leider durch die andauernden liturgischen Missbräuche im Pontifikat Johannes Pauls II. stetigen Auftrieb erfahren haben. 1975 gab die römische Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung ein Dokument unter dem Titel "Liturgischer Tanz" heraus, in dem sie klarstellte:
Tanz kann in keiner Form zum Bestandteil liturgischer Feiern gemacht werden. Damit würde ein extrem unheiliges und entheiligendes Element in die Liturgie eingeführt, und das würde eine profane Atmosphäre schaffen, die alle Teilnehmer und Anwesenden an weltliche Orte und Situationen erinnern müsste.Im Jahr 1998 forderte die gleiche Kongregation den Bischof von Honolulu auf, Hula-Tänze in liturgischen Zusammenhängen zu verbieten, die auf Hawaii längst in die Liturgie eingedrungen waren. Doch als Johannes Paul 1995 zur Seligsprechung von Pater Damien DeVeuster, des Berühmten Heiligen der Leprakranken von Hawaii, nach Brüssel reiste, wurde an zentraler Stelle der Zeremonie ein Hula-Tanz aufgeführt.
Im Jahr 2002 weilte Johannes Paul II. in Mexiko zur Seligsprechung zweier Märtyrer aus dem Maya-Volk. Bei dieser Gelegenheit intergrierte der päpstliche Zeremoniar Erzbischof Piero Marini diverse Tänze in die Liturgie. Zum Abschluss wurde eine Art Reinigungszeremonie names "Limpia" durchgeführt, bei der die Tänzerinnen mit Weihrauchschalen auftraten und den Papst sowie weitere anwesende Kardinäle und Bischöfe mit Kräutern bestreuten. Dieses Ritual dient der Heilung physischer und psychischer Krankheiten durch Austreibung böser Geister. Genau genommen wurde der Papst also vor den Augen der Öffentlichkeit in einem heidnischen Ritual exorziert. Verständlicherweise gab es hinterher scharfen Protest sowohl aus mexikanischen als auch vatikanischen Kreisen. Erzbischof Marini sah freilich keinen Grund, seine fragwürdige Inkulturationspolitik zu ändern.
Die Übernahme fremder Elemente in die Liturgie der Kirche hat zwar eine Tradition, die bis in die Urkirche zurückreicht. Allerdings wurde hier immer vorsichtig und mit Augenmaß vorgegangen. Die knappen Beispiele oben zeigen, dass man im Umgang mit fremden Riten gar nicht vorsichtig genug sein kann.
Kommen wir nun zum Tanz in der Liturgie, besonders in der Heiligen Messe. Diese Frage war ein ständiger Streitpunkt zwischen Johannes Paul II. und dem damaligen Glaubenspräfekten Joseph Kardinal Ratzinger, wie dieser offen eingestand. Ratzinger schrieb in seinem Buch "Der Geist der Liturgie" über den Tanz folgendes:
Interessant ist nun eine Beobachtung des Zielpublikums, sowie derer, die in den Gemeinden liturgischen Tanz einführen wollen. Die notorisch unkirchlich agierende Katholische Frauengemeinschaft (KFD) erwähne ich in diesem Zusammenhang gar nicht erst. Wer von jeglichen "modernen" Anwandlungen in Schocktherapie geheilt werden möchte, besuche einmal den Gottesdienst zum "Weltgebetstag der Frauen". Alberner kann öffentliches "Gruppenkuscheln" kaum noch ausfallen...
Durch eigene Beobachtung und zahlreiche Gespräche mit Kollegen aus Kirchenmusik und Theologie ergibt sich für mich das Bild, dass der Wunsch nach stärkerem körperlichen Ausdruck in der Messe aus immer der gleichen Richtung kommt: Feministische Strömungen, Esoterik sowie der umsichgreifende Kult um fernöstliche Religionen wie Buddhismus, Hinduismus und Yoga. Gerade letzteres, oft als Gymnastik verkannt, kann sehr gefährlich sein, denn das dahinterstehende Welt- und Menschenbild ist mit dem katholischen Glauben absolut nicht vereinbar. Zu dieser unterschätzten Gefahr wäre manches zu sagen, was allerdings nicht zur Thematik dieses Blogs gehört.
Ein Blick ins Internet gibt Interessantes preis. Auf der Homepage der "Christlichen AG Tanz e. V." findet man als Tagesimpuls:
Gerne wird aus diesen Kreisen der Einwand gebracht, auch die Bibel kenne sakralen Tanz. König David sei vor der Bundeslade getanzt. Wir sollten die entsprechenden Perikopen aber genau anschauen. Zunächst finden wir die Szenerie im 2. Buch Samuel um Vers 5:
Der liturgische Tanz ist kein Element der christlichen Liturgie. Jeder, der mit der Forderung nach Tanz im Gottesdienst konfrontiert wird, sollte die kirchliche Meinung zu diesem Thema kennen, und sich vor allem den Hintergrund und die Beweggründe der Fordernden genau anschauen. Allzuschnell entlarven sich die Vertreter des liturgischen Tanzes selbst - und oft genug ist der Wunsch nach Tanz der Türöffner für weitere subjektive Wünsche. Die Liturgie ist kein Bausteinkasten, aus dem man nach belieben auswählen kann (auch, wenn leider sogar das Messbuch seit dem Konzil diesen Eindruck an vielen Stellen erweckt).
Laßt das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. - Apostel Paulus, Brief an die Kolosser
Die Übernahme fremder Elemente in die Liturgie der Kirche hat zwar eine Tradition, die bis in die Urkirche zurückreicht. Allerdings wurde hier immer vorsichtig und mit Augenmaß vorgegangen. Die knappen Beispiele oben zeigen, dass man im Umgang mit fremden Riten gar nicht vorsichtig genug sein kann.
Kommen wir nun zum Tanz in der Liturgie, besonders in der Heiligen Messe. Diese Frage war ein ständiger Streitpunkt zwischen Johannes Paul II. und dem damaligen Glaubenspräfekten Joseph Kardinal Ratzinger, wie dieser offen eingestand. Ratzinger schrieb in seinem Buch "Der Geist der Liturgie" über den Tanz folgendes:
Der Tanz ist keine Ausdrucksform christlicher Liturgie. Gnostisch-doketische Kreise haben ihn etwa im 3. Jahrhundert in die Liturgie einzuführen versucht. Für sie war die Kreuzigung nur Schein: Christus hatten den von ihm nie wirklich angenommenen Leib vor der Passion verlassen, und so konnte an die Stelle der Kreuzesliturgie der Tanz treten, weil ja das Kreuz nur Schein gewesen war. Die kultischen Tänze der verschiedenen Religionen haben unterschiedliche Richtungen - Beschwörungen, Analogiezauber, mystische Ekstase -; keine dieser Gestalten entspricht der inneren Richtung der Liturgie des "worthaften" Opfers.Dania Marco schreibt in dem Buch "La danza sacra nella chiesa" (Rom, 2000) über die Ausbreitung des liturgischen Tanzes gerade aus pfingstlerischen, protestantischen Kreisen in die Liturgie der katholischen Kirche (ich übernehme eine Übersetzung Heinz-Lothar Barths):
Vollkommen widersinnig ist es, wenn bei dem Versuch, die Liturgie "attraktiv" zu gestalten, Tanzpantomimen - womöglich von professionellen Tanzgruppen - eingelegt werden, die dann häufig (von ihrer Anlage her zurecht) in Beifall münden.
Wo immer Beifall für menschliches Machen in der Liturgie aufbricht, ist dies ein sicheres Zeichen, dass man das Wesen der Liturgie gänzlich verloren und sie durch eine Art religiös gemeinter Unterhaltung ersetzt hat. Solche Attraktivität hält nicht lange; auf dem Markt der Freizeitangebote, der zunehmend Formen des Religiösen als Kitzel einbezieht, ist die Konkurrenz nicht zu bestehen.
Ich habe erlebt, wie man den Bußakt durch eine Tanzdarstellung ersetzte, die selbstverständlich großen Beifall fand; könnte man sich von dem, was Buße wirklich ist, weiter entfernen? Liturgie kann nur dann Menschen anziehen, wenn sie nicht auf sich selber schaut, sondern auf Gott; wenn sie ihn eintreten und handeln lässt.
Diese Erfahrungen bringen jedoch das Risiko mit sich, die sakramentale Dimension des Glaubens aus dem Blick zu verlieren, lassen einen gewissen Narzismus erkennen und sind die Frucht eines solipsistischen (auf sich selbst fixierten) Verhaltens.Obwohl die Ablehnung des Tanzes in der Liturgie durch die Kirche klar ist, und die Gefährlichkeit des unreflektierten und eigenmächtigen Einfügens fremder Elemente in die Liturgie nachgewiesen ist, bieten zahlreiche katholische Bildungshäuser und andere Kursanbieter nach wie vor Ausbildungen für liturgischen Tanz an. Übrigens verdreht auch Dania Marco die Quellen nach belieben oder ignoriert vorangeganene kirchliche Verurteilungen. Ihr Buch ist leider ein typischer Spiegel der nachkonziliaren Tendenz, alles, was vor dem II. Vatikanischen Konzil war als überholt zu sehen und einschlägige Dokumente einfach zu ignorieren.
Interessant ist nun eine Beobachtung des Zielpublikums, sowie derer, die in den Gemeinden liturgischen Tanz einführen wollen. Die notorisch unkirchlich agierende Katholische Frauengemeinschaft (KFD) erwähne ich in diesem Zusammenhang gar nicht erst. Wer von jeglichen "modernen" Anwandlungen in Schocktherapie geheilt werden möchte, besuche einmal den Gottesdienst zum "Weltgebetstag der Frauen". Alberner kann öffentliches "Gruppenkuscheln" kaum noch ausfallen...
Durch eigene Beobachtung und zahlreiche Gespräche mit Kollegen aus Kirchenmusik und Theologie ergibt sich für mich das Bild, dass der Wunsch nach stärkerem körperlichen Ausdruck in der Messe aus immer der gleichen Richtung kommt: Feministische Strömungen, Esoterik sowie der umsichgreifende Kult um fernöstliche Religionen wie Buddhismus, Hinduismus und Yoga. Gerade letzteres, oft als Gymnastik verkannt, kann sehr gefährlich sein, denn das dahinterstehende Welt- und Menschenbild ist mit dem katholischen Glauben absolut nicht vereinbar. Zu dieser unterschätzten Gefahr wäre manches zu sagen, was allerdings nicht zur Thematik dieses Blogs gehört.
Ein Blick ins Internet gibt Interessantes preis. Auf der Homepage der "Christlichen AG Tanz e. V." findet man als Tagesimpuls:
Ich verlange vom Tanz – mehr als von allen anderen Künsten – dass er das Göttliche im Menschen enthülle.Das Zitat stammt von Murshida Kamae A. Miller, einer schottischen Vertreterin des Sufismus. In einer Kursbeschreibung des Hauses Klara Oberzell heißt es:
"Liturgischer Tanz" - dieser Begriff meint vor allem Tanz auf NEUE GEISTLICHE LIEDER. Er hat jedoch seinen Platz nicht nur im liturgischen Zusammenhang, sondern überall da, wo es Menschen ein Bedürfnis ist, ihre Lebenssituationen und Glaubensvorstellungen mit der Sprache ihres ganzen Körpers zum Ausdruck zu bringen.Es könnten noch deutlich mehr Quellen angebracht werden, aber schon in diesen zwei Zitaten findet man das Kreisen des Menschen um sich selbst deutlich bestätigt. Im letzten Zitat wird ja gar nicht erst behauptet, dass es darum gehe, den Glauben der Kirche ("ganzheitlich" - um ein modernes Schlagwort zu gebrauchen) erlebbar zu machen, sondern es geht um das körperliche Ausleben eigener, subjektiver Glaubensvorstellungen.
Gerne wird aus diesen Kreisen der Einwand gebracht, auch die Bibel kenne sakralen Tanz. König David sei vor der Bundeslade getanzt. Wir sollten die entsprechenden Perikopen aber genau anschauen. Zunächst finden wir die Szenerie im 2. Buch Samuel um Vers 5:
Sie stellten die Lade Gottes auf einen neuen Wagen und holten sie so vom Haus Abinadabs, das auf einem Hügel stand; Usa und Achjo, die Söhne Abinadabs, lenkten den neuen Wagen [sie holten sie also aus dem Haus Abinadabs, das auf dem Hügel stand,] mit der Lade Gottes und Achjo ging vor der Lade her. David und das ganze Haus Israel tanzten und sangen vor dem Herrn mit ganzer Hingabe und spielten auf Zithern, Harfen und Pauken, mit Rasseln und Zimbeln.Etwas später heißt es dann an gleicher Stelle:
Als man König David berichtete: Der Herr hat das Haus Obed-Edoms und alles, was ihm gehört, um der Lade Gottes willen gesegnet, da ging David hin und brachte die Lade Gottes voll Freude aus dem Haus Obed-Edoms in die Davidstadt hinauf. Sobald die Träger der Lade des Herrn sechs Schritte gegangen waren, opferte er einen Stier und ein Mastkalb. Und David tanzte mit ganzer Hingabe vor dem Herrn her und trug dabei das leinene Efod.Deutlich ist hier zu sehen, dass es sich um eine persönliche Gefühlsregung in einem außerordentlichen Moment handelt. Weder haben wir es hier mit einer kultischen Handlung im eigentlichen Sinne zu tun, noch gibt es irgendwelche Berichte, dass Davids Tanz in den altjüdischen Tempelkult aufgenommen worden wäre.
Der liturgische Tanz ist kein Element der christlichen Liturgie. Jeder, der mit der Forderung nach Tanz im Gottesdienst konfrontiert wird, sollte die kirchliche Meinung zu diesem Thema kennen, und sich vor allem den Hintergrund und die Beweggründe der Fordernden genau anschauen. Allzuschnell entlarven sich die Vertreter des liturgischen Tanzes selbst - und oft genug ist der Wunsch nach Tanz der Türöffner für weitere subjektive Wünsche. Die Liturgie ist kein Bausteinkasten, aus dem man nach belieben auswählen kann (auch, wenn leider sogar das Messbuch seit dem Konzil diesen Eindruck an vielen Stellen erweckt).
Laßt das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. - Apostel Paulus, Brief an die Kolosser